Thailand -
unser Tsunami Erlebnis
Wir hatten gerade am Strand auf Koh Lanta unser Frühstück beendet, als wir den starken Rückgang des Wassers bemerkten. Wir schoben dieses Phänomen auf eine sehr starke Vollmondebbe und überlegten uns noch Schnorcheln zu gehen, da ja sehr wenig Wasser über den Korallen und Fischen war. Hierzu kamen wir allerdings nicht mehr, da wir plötzlich die Welle auf unseren Strand zukommen sahen. Zuallererst haben wir mit sehr lautem Gebrüll mehrere schwedische Familien mit kleinen Kindern auf die Welle aufmerksam gemacht, so dass sie sich aus dem jetzt doch sehr weit entfernten Wasser in Sicherheit bringen konnten. Anfangs dachten wir noch nicht, dass es so schlimm kommen würde und sind nur ein paar Meter zurückgegangen.
Die Welle kommt......
Wir hatten die erste Welle glücklicherweise gut eingeschätzt. Die Tische und Stühle und ein Teil der Bar wurden weggespült bzw. zerstört. Als das völlig entbändigte Wasser jedoch hoch blieb (man kann sich gar nicht vorstellen, was für eine Kraft sich schnell bewegendes Wasser entwickelt) und noch mehr Wasser nachzukommen schien, haben wir Alarm gegeben und sind mit unseren drei Kindern an den Händen ca. 300 Meter ins Inland, in einen etwa 10 Meter hohen Steinbruch geflüchtet.
Die erste Welle
Auch die Thais haben hier Schutz gesucht. Als dann die Information von den Einheimischen kam, dass eine 20 Meter hohe Welle, die vorher Koh Phi Phi verwüstet haben sollte, auf dem Weg nach Koh Lanta sei, hatten wir zum ersten Mal Todesangst, da wir auf 10 Metern Höhe in diesem Steinbruch dann nicht sicher gewesen wären.
Die Welle trifft auf die Strandpromenade von Ao Nang in Krabi
Wir wussten, dass wir in dem Steinbruch mit einer Höhe von 10 Metern in unmittelbarer Lebensgefahr waren. Da es hinter dem Steinbruch steil nach oben ging mussten wir, um uns in Sicherheit zu bringen, mit den Kindern unter Todesangst wieder in Richtung Meer herunterklettern, um dann nach links oben in den Dschungel zu flüchten. Dieser Moment mit unseren 3 Kindern an den Händen unterhalb des Steinbruchs war der schrecklichste während unserer Reise. Wir konnten das Meer für einige Zeit nicht sehen und fühlten uns völlig ausgeliefert. Wir haben dann kurz Zuflucht im Garten eines ca. 30 Meter hoch gelegenen Hauses gesucht, das einem Dänen gehörte. Hier waren schon an die 200 Menschen versammelt. Matthias ist dann nochmals kurz zurück zum Strand, um einen Freund (der den Thais beim Sichern der Wertgegenstände half) und die noch am Strand anwesenden Menschen vor der angekündigten Welle zu warnen. Das war für die anderen unserer Familie die Hölle, da die 20 Meter Welle jederzeit kommen konnte.
Als dann der Besitzer des Hauses verkündete, dass das Haus mit seiner Höhe von 30 Metern eventuell nicht sicher sei, sind wir noch höher in den Dschungel geflohen und haben dort ca. 5 Stunden ausgeharrt und gehofft, dass die angekündigte Welle nicht kommt (sie ist glücklicherweise auch nicht mehr gekommen).
Ausharren im Dschungel
Nach 5 Stunden sind wir dann zurück zu dem Haus des Dänen, wo wir mit Getränken und Nahrung versorgt wurden. In diesem Garten haben wir mit ca. 200 Menschen auch die Nacht verbracht.
Im Garten des Dänen, in dem wir auch die erste Nacht verbracht haben
Am nächsten Tag kehrten wir zu unserem Guesthouse zurück und zogen in ein Steinhaus im 1. Stock, das ca. 150 Meter vom Meer entfernt stand. Unsere Hütte direkt am Strand wurde leicht überspült, einige unwichtige Dinge sind weggespült worden, doch wir waren am Leben!!!
Glücklicherweise konnten wir schon kurz nach dem Tsunami eine Nachricht an unsere Familie und Freunde absetzen.
An dem Strand, an dem wir waren, kam glücklicherweise kein Mensch ums Leben. Es gab einige Verletzte, die vor Ort versorgt werden mussten. Auf der Insel Koh Lanta kamen 12 Menschen ums Leben.
Da wir an unserem Platz über frisches Trinkwasser, Nahrungsmittel und Elektrizität verfügten, die Infrastruktur also nicht zerstört war, entschlossen wir uns, dort zu bleiben und abzuwarten, wie sich die Lage entwickelte. In dieser Zeit beschlossen wir, die Kinder von den schrecklichen Bildern in den Nachrichten möglichst fernzuhalten. Jemand von uns war immer gut über die aktuelle Lage bezüglich Seuchengefahr, erneuten Beben, Evakuierungsmaßnahmen etc. informiert. Fast durchgehend hatten wir das Meer im Blick, um einen möglicherweise erneuten Tsunami durch Nachbeben frühzeitig zu erkennen.
Ein Fischerboot an unserem Strand
Wir blieben noch drei Wochen an diesem Strand, ehe wir unsere Reise fortsetzen.Unser Vertrauen zum Meer war natürlich erstmal zerstört. Sobald es dunkel wurde, zogen wir uns in unseren Steinbungalow im ersten Stock zurück. Im Laufe der Zeit wurde das aber immer besser, das Vertrauen kam langsam zurück, wenn aber auch immer mit einer Portion Angst. Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung an diesem Ort zu bleiben, und nicht unsere Reise mit solchen schrecklichen Gefühlen und Bildern im Kopf abzubrechen. Wir konnten dann später auch wieder in Hütten am Meer schlafen, tauchen, Boot fahren, schwimmen etc. ohne ständig Angst zu haben und an das Geschehene zu denken. Es war jedoch eine sehr schlimme Erfahrung, die uns geprägt hat und uns sicherlich den Rest unseres Lebens begleiten wird. Aber sie hat uns auch einmal mehr gezeigt, wie schnell alles vorbei sein kann und wie wichtig es ist, seine Träume zu verwirklichen und das Leben in vollen Zügen zu genießen.
Aufräumen am nächsten Tag